Long COVID

Die durch SARS-CoV-2 ausgelöste Pandemie und die dadurch bedingten Maßnahmen sind für viele Menschen in Deutschland der gravierendste Eingriff in ihren Alltag, den sie in ihrer bisherigen Lebenszeit erfahren haben. Während neben den allseits präsenten Schutzmaßnahmen anfangs alleine die akute Bedrohung durch die Krankheit COVID-19 im Vordergrund stand, kristallisiert sich immer mehr heraus, dass auch die Langzeitfolgen (Long COVID) für viele Infizierte eine relevante Beeinträchtigung von Gesundheit und Lebensqualität bedeuten. Ende 2021 leiden oder litten alleine in Deutschland mehr als 500.000 Menschen über Monate an diversen gesundheitlichen Problemen, oftmals nach einer milden oder gar asymptomatischen SARS-CoV- 2 Primärinfektion.

Menschen, die vorher noch mitten im Leben standen, werden durch die Erkrankung relevant in ihrem persönlichen und beruflichen Alltag beeinträchtigt. Ein großer Teil ist nicht oder nicht voll arbeitsfähig. Neben dem persönlichen Leid geht auch der volkswirtschaftliche Schaden in die Milliarden. Alle Altersgruppen sind betroffen, auch Kinder und Jugendliche leiden unter Langzeitfolgen. Trotzdem erfolgte in der Vergangenheit die Betrachtung dieser Krankheit oft nur am Rande der politischen Debatte. Die neue Bundesregierung hat aber Ende 2021 Forschung und Versorgung der Langzeitfolgen von COVID-19 sowie dem chronischen Fatigue Syndrom (ME/CFS) in den Koalitionsvertrag aufgenommen und damit ein klares Signal gegeben für die Sichtbarkeit einer Erkrankung, deren Betroffene noch allzu oft darum kämpfen müssen, ernst genommen zu werden.

doctor wearing face mask - Ärzte- und Ärztinnenverband Long Covid

Am 06.10.2021 definierte die WHO den „Post-COVID-19-Zustand“ (post-COVID-19 condition) für Erwachsene als eine ab 3 Monate nach sehr wahrscheinlicher oder nachgewiesener SARS-CoV-2-Infektion über mindestens 2 Monate persistierende, fluktuierende oder wiederkehrende Symptomatik, die für Long COVID typisch ist (siehe Symptome), nicht durch eine andere Diagnose erklärt werden kann und die Alltagsfunktion beeinträchtigt. Derzeit geht man davon aus, dass ca. 10% der erwachsenen Infizierten betroffen sind. Bei Kindern und Jugendlichen ist die Datenlage noch sehr dünn, sicher ist, dass sie seltener und milder erkranken, wahrscheinlich liegt die Prävalenz im unteren Prozentbereich. Wissenschaftlicher:innen in der ganzen Welt arbeiten mit Hochdruck daran, Long COVID besser zu beschreiben, Ursachen und Entstehung der Krankheit zu verstehen und Therapien zu entwickeln. Die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse sind in einer AWMF S1 Leitlinie zusammengefasst. Das heißt, sie wurde von einer Expert:innengruppe im informellen Konsens erarbeitet.

Dies spiegelt die Tatsache wieder, dass große wissenschaftliche Studien mit systematischer Bewertung und mehrfacher Überprüfung noch fehlen. Um dorthin zu kommen müssen Informationen strukturiert gesammelt und ausgetauscht werden und intensiv in allen Bereichen geforscht werden. Gleichzeitig haben aber alle Patient:innen verdient, nach dem aktuell besten Wissen und Gewissen behandelt zu werden.

In dem Ärzte- und Ärztinnenverband Long COVID möchten wir den Spagat schaffen, beides miteinander zu vereinen. Forschungsergebnisse sollten auf dem schnellstmöglichen Weg Einzug in die praktische Betreuung finden und die Erkenntnisse, die in der regelmäßigen Behandlung der Patient:innen bei Hausärzt:innen, Kinderärzt:innen oder spezialisierten Praxen und Long COVID Zentren gewonnen werden, sollen im optimalen Fall zeitnah für die Forschung zur Verfügung stehen.

Unsere Mitglieder repräsentieren diese ganze Breite der Medizin. Sie betreuen Patient:innen in der hausärztlichen Praxis, ebenso wie in Long COVID Spezialanlaufstellen. Sie sind somit von der Grundversorgung der Betroffenen bis hin zur Leitlinienerstellung und Erforschung in alle Aspekte der Erkrankung involviert.

Wir werden versuchen, Schritt zu halten mit der rasanten Entwicklung beim Thema Long COVID und Ihnen hier den aktuellen wissenschaftlichen Standard zu präsentieren.

Derzeit ist die Homepage noch im Aufbau begriffen, weitere Inhalte folgen aber Stück für Stück.